P-Welle
Synonym: P-Zacke (ugs.)
Englisch: P wave
Definition
Die P-Welle ist ein Kurvenabschnitt des Elektrokardiogramms (EKG), der durch die Depolarisation der Vorhöfe des Herzens verursacht wird.
Physiologie
Die P-Welle ist die erste im EKG sichtbare Abhebung von der isoelektrischen Linie. Sie wird durch den den primären Schrittmacher des Herzens, den Sinusknoten, ausgelöst. Dabei wird der initiale aufsteigende Anteil der P-Welle durch den rechten Vorhof und der terminale absteigende Anteil durch den linken Vorhof geprägt.
Da die Muskelmasse der Vorhöfe geringer ist als die der Herzventrikel, ist die Amplitude der P-Welle deutlich kleiner als die der R-Zacke. Der P-Welle folgt im EKG die PQ-Strecke als Ausdruck der atrioventrikulären Überleitungszeit.
Morphologie
Die P-Welle ist meist halbrund oder leicht gewellt. Die Dauer der P-Welle beträgt maximal 100-110 ms, die Amplitude weist einen Wert von maximal 0,20-0,25 mV auf.
Die P-Welle ist normalerweise positiv, kann aber in V1 und V2 auch leicht negativ oder biphasisch sein. Außerdem kann eine isoelektrische oder negative P-Welle in einer Extremitätenableitung auftreten, wenn der zugehörige QRS-Komplex überwiegend negativ ist (konkordant negatives P). Dies gilt insbesondere für aVR, seltener für III und aVL.
Die elektrische Achse der P-Welle weist ungefähr in Richtung der Ableitung II, in der die P-Welle am besten abzugrenzen ist. Als Maß für die Dauer und Amplitude zählt jedoch immer der längste bzw. höchste Ausschlag.
Pathologische P-Welle
Pathologische Veränderungen der P-Welle betreffen Abweichungen von Form und/oder Zeitintervallen. Dabei sind 3 Konstellationen bekannt:
- Sinusrhythmus bei erkranktem Vorhofmyokard: intraatriale Leitungsstörung mit abnorm konfiguierter und meist verlängerter P-Welle
- ektope Erregung im Vorhofmyokard außerhalb des Sinusknotens: abnorm konfiguierte P-Welle
- Erregung entsteht nicht im Vorhof, sondern in AV-Knoten, His-Bündel, Tawara-Schenkeln oder in den Ventrikeln mit retrograder Vorhoferregung: verspätete, abnorm konfigurierte P-Welle, die in den QRS-Komplex fällt oder nach dem QRS-Komplex erscheint.
Ausfall der P-Welle
Eine fehlende P-Welle findet man z.B. beim Sinusarrest sowie beim SA-Block III° (ohne retrograde Vorhoferregung). Typische Ursachen sind:
P-dextroatriale
Das P-dextroatriale ist gekennzeichnet durch eine erhöhte Amplitude (spitz-überhöhte P-Welle) v.a. in den Ableitungen II, III und aVF.
Dem P-dextroatriale liegt eine Belastung des rechten Vorhofmyokards zugrunde. Typische Ursachen sind:
- pulmonale Erkrankungen (COPD, Lungenfibrose, pulmonale Hypertonie)
- Trikuspidalklappenstenose
- Pulmonalklappenstenose
P-sinistroatriale
Das P-sinistroatriale ist gekennzeichnet durch eine doppelgipflige P-Welle mit Betonung des zweiten (also linksatrialen) Anteils (v.a. in den Extremitätenableitungen). Daneben findet sich eine Verbreiterung der P-Welle, am besten ersichtlich in Ableitung II.
Das P-sinistroatriale ist die Folge einer Belastung des linken Vorhofs, z.B. bei:
- Linksherzhypertrophie durch arterielle Hypertonie
- Aortenklappenstenose
- Mitralklappenstenose
- schwere Mitralklappeninsuffizienz
- dilatativer Kardiomyopathie
- ischämischer Kardiomyopathie
P-biatriale
Beim P-biatriale (P-cardiale) findet sich eine Kombination aus P-dextroatriale und P-sinistroatriale aufgrund einer Belastung beider Vorhöfe.
Da eine globale Vorhofvergrößerung schon früh zu einem Vorhofflimmern führt, ist das P-biatriale nur selten zu finden.