Seronegative Spondylarthritis
Synonyme: Seronegative Spondyloarthritis, seronegative Spondylarthropathie
Englisch: seronegative spondyloarthritis, seronegative spondyloarthropathy
Definition
Zu den seronegativen Spondylarthritiden gehören verschiedene Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei denen eine Entzündung der kleinen Wirbelgelenke (Spondylarthritis) vorliegt. Ihnen ist gemeinsam, dass i.d.R. keine Rheumafaktoren nachweisbar sind (seronegativ). Außerdem gibt es eine genetische Disposition mit Assoziation zu HLA-B27.
Krankheitsbilder
- Spondylitis ankylosans (SA, Morbus Bechterew): HLA-B27 in 90 % positiv
- Psoriasisarthritis (PsA): HLA-B27 in 60 % positiv
- Reaktive Arthritis: HLA-B27 in 85 % positiv
- Enteropathische Arthritis: v.a. bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa
- Undifferenzierte Spondylarthritis
Je nach radiologischem Erscheinungsbild und Gelenkbeteiligung unterscheidet man außerdem:
- Axiale Spondylarthritis (axSpA): v.a. axiale Symptome, also chronische Rückenschmerzen
- Nicht-radiologische axiale Spondylarthritis (nr-axSpA): nicht im Röntgenbild erkennbar
- Radiologische axiale Spondylarthritis: Sakroiliitis auf Röntgenbildern erkennbar
- Periphere Spondylarthritis: nur periphere Manifestationen (periphere Arthritis, Daktylitis)
Symptome
Es gibt einen gemeinsamen Symptomenkomplex:
- Rückenschmerzen durch Sakroiliitis und Wirbelsäulenbefall ("entzündlicher Rückenschmerz")
- Asymmetrische Oligoarthritis (besonders die Kniegelenke sind betroffen)
- Entzündliche Enthesiopathien (v.a. am Calcaneus)
- Iritis, Iridozyklitis, Uveitis
Zudem gibt es natürlich noch spezifische Symptome je nach Krankheitsbild.
Diagnostik
Eine seronegative Spondylarthritis wird anhand von klinischen, laborchemischen und radiologischen Merkmalen diagnostiziert.
Labor
Seronegative Spondylarthritiden sind mit HLA-B27 assoziiert (95 % bei Spondylitis ankylosans, 60 - 80 % bei reaktiver Arthritis, 50 - 60 % bei Psoriasisarthritis und 70 % bei enteropathischer Arthritis). Weiterhin fällt ein Anstieg von Blutsenkungsgeschwindigkeit und CRP auf. Die Rheumafaktoren sind negativ.
Radiologie
Seronegative Spondylarthritiden betreffen:
- fast immer die Sakroiliakalgelenke: Verschmälerung des Gelenkspalts, Erosionen, Ankylose (symmetrisch bei SA, unilateral oder asymmetrisch bei reaktiver Arthritis und PsA).
- proximale Gelenke: produktive und erosive Veränderungen
- Wirbelsäule: produktive Veränderungen
- bei reaktiver Arthritis: Füße
- bei Psoriasisarthritis: Hände, vor allem distale (DIP) und proximale Interphalangealgelenke (PIP)
Die Bildgebung spielt bei der Unterscheidung zwischen den Subtypen nur eine kleine Rolle, da sie alle ein ähnliches radiologisches Erscheinungsbild aufweisen. Alle Formen der Spondylarthritis können sich im Endstadium zur ankylosierenden Spondylitis entwickeln. Besonderheiten sind:
- undifferenzierte Spondylarthritis: keine eindeutigen radiologischen Anzeichen einer Sakroiliitis
- Psoriasisarthritis: assoziiert mit Parasyndesmophyten
Therapie
Die Therapie erfolgt je nach ursächlichem Krankheitsbild.